


Rausgehen. Innehalten. Staunen.
Wieviel Schönheit da ist.
Es braucht so wenig: dich, innere Ruhe und Offenheit für die Wunder des Lebens. Kleinste Momente sind große Geschenke, hier zu finden als Poesiepäckchen, Pflanzenmeditationen und als Wildniswagen-Karten.
NATURPOESIE-PÄCKCHEN
Naturpoesie-Päckchen entstehen bei mir täglich. Es gibt sie als ausgewählte elektronische Kostprobe, und es gibt sie in Bälde als Druckwerk. Sie sind Sinnesfutter, Achtsamkeitsübung, philosophisches Tasten. Kleine Begleiter, die Freude machen.



«HAMAMELIS // farbenprächtige Drachen / lodern in gichtkalter Zeit / tragen Gold ins schmächtige Licht / reißen ihre Fastnachtsrachen / auf, speien Zaubernüsse / Samenzeugen, geballte Feuer / ladung aus lohenden Tagen.»
«KONZERT // An einem Sonntag im August / im Orchestergraben rechts / vom Weg brummen Fliegen / in den wilden Möhrn in Moll / im linken Flügel viel / Hummelsummen im Klee / dazu Käferknisterknacken / im Weizenkorn wie klitze / kleines Schlagzeugspiel und dann / beim Beifallklatschen dem Lied / vom Feld schnellt aus dem Publikum / in lautlosen Sprüngen ein Reh.»
«FROSTKOMPOSITION // Bussarde kreisen am Himmel, pfeifen / Töne fallen auf den Acker und rollen / durch die starren Furchen der Felder / hin zum eisig schweigenden Teich. / Ihm entronnen der Bach trägt sie weiter / zwischen gefrorene Spitzenborte, dort / im seichten Wasser gespiegelt / scheinen klingende Schatten zu reisen. / Leiser Nachhall, dann sind sie fort.»






PFLANZENMEDITATIONEN
Die poetischen Portraits wachsen im Laufe des Jahres und verändern sich im Laufe der Jahre. Sie entstehen draußen in der Natur beim Sitzen, Knien, Stehen, Liegen, beim - Sein - mit Pflanzen.
«SCHNEEGLÖCKCHEN // Da kann der Schnee eine Decke machen / die Schnee-Gleichen läuten und lachen, / recken Blätter Lanzen ins Licht / Gesicht versteckt, dem Himmel den Nacken gezeigt / (wo mögliche Wolken Entladungen warten) / geneigten Kopfes nicken sie: doch / der Frühling kommt schon noch / bis dahin behaupten sie sich / wie Milch, meint Linné, / und Glitzerschnee: Galanthus nivalis / tauen ins Eis ringsum ein Loch…»
«BRENNNESSEL // Grüner Drache / auf steigt dein Leib, fauchst du? / Tauchst ab kurz vorm Flug / zum Schwungholn vorm Sprung. / Vorwärts! Kopf hoch! / ruft deine junge, hellgrüne, spitze / Schnauze am Ende der Welle. / Bist überhaupt nicht abgehoben, / bleibst als Krafttier geerdet hier: Pflanze. // Unter der Erde / treiben Wurzel-Lindwurmstränge / im Dunkeln dein Drängen im Raum voran, / dass ein Heer von Drachen aufsteigen kann. //…// Auch der Stängel widersteht borstig, / Lanzen gereckt – Eisenmeister / schießt Energie ein, geballte Ladung / denen, die achtlos entlang / träumen, dich streifen: Au! / Zucken und weg! / Und Weh! – Und Heh! / Lebenswille erwacht, Wächter Drache / verscheuchst gedankenloses Schweifen…»
«BALDRIAN // Ich dachte, ich kenn dich. Mitnichten / erinnert deine luftige Dufterscheinung / an den Kindheitsalten Herrn F. aus D., der mir / Baldrian olfaktorisch ins Gedächtnis schnitt, / der in düstern Pantoffeln den Tag durchschliff / und meinen kindlichen Überschall schalt: / zu laut! zu zerrüttend die Nerven! / Dieses Gedämpfte, diese Dämpfe (niemals Duft!) / die der alte Herr ständig um sich verteilte, als hinge / die inkontinente Tropflasche Baldrian um seinen Hals. / Woher nur kommt dieses Trübe? Versumpfte? / Baldrian!? Aus deinem Wurzelbart? / Ich nehme die fröhliche Dolde zur Nase / den luftigen Schub die Freude die himmlische / aufrechte Zartheit, das Beflügeln der Blätter und schließe: / dem Greis tat‘s wohl not, so wie er aus jeder Pore / dunklen Unmut gegen junges Leben schied, wie / Herr Griesgram Jubel, Freude, Euphorie mied….»









WILDNISWAGEN-KARTEN
«Mehr Wildnis wagen» rief das Literaturhaus Thurgau. Nach der Lesung im Sommer 2025 leben meine Texte mit Foto weiter als WILDNISWAGEN-Karten. Acht Kartenmotive, A5.
«Ein Klettergerüst döst schattenlos heiß. Bäume liegen gehäckselt am Boden. Totenstille in diesem bis zur Verwaisung gepflegten Außen-Raum. Wo sind die Kinder mit Harz an den Händen, Zweigbröseln im Haar, Laub im Kragen, mit an der Rinde aufgeschürften Knien, die, sitzend auf einem selbst erklommnen Ast, verschwitzt und atemlos die Weite der Welt sehn. Die auf der Schulter eine unsichtbare Eule und eine andre Weltanschauung in sich tragen. Wie mit Nachwuchs Wildnis wagen?»
Aus: «Mehr Wildnis wagen.»
«…am Ufer, im Split neben Trittplatten, / schlafen Halme im Staub, nistet Laub vom Vorjahr. / Am Rand, wo das Wasser mit dem Land spielt, / wo Wellen unablässig lecken, steht zum Schutz / stramm, ins Nass gerammt ein Buhnenholz-Band. / Stamm an Stamm ein Wall gefällter, zurechtgestutzter / Bäume, versteinert fast, ergraut. / Während abseits ein Artverwandter, / in Ruhe – gelassen – modert. / Wildnis wagt. …»
Aus: «Mehr Wildnis wagen.»
«Abbiegen bei einem Wegrandbeet, in dem vor einer Wellblechwand eine Föhre in der Hitze flimmert. Und direkt vor die Föhre, hinein in diesen einfältigen Garten, einen Pflanztopf gestellt. Auf die Erde. Eine Schale bestückt mit dürstenden Wesen, deren Köpfe hängen wie kränkliche Fragezeichen. Wozu, Mensch, brauchst du den doppelten Boden? Wann hast du das Vertrauen verloren in den irdischen Mutterschoß, in den großen Gärtner?»
Aus: «Mehr Wildnis wagen.»
Fragen, Nachrichten, Gedanken gern an:
info@angelahohlfeldt.com



Rausgehen. Innehalten. Staunen.
Wieviel Schönheit da ist.
Es braucht so wenig: dich, innere Ruhe und Offenheit für die Wunder des Lebens. Kleinste Momente sind große Geschenke, hier zu finden als Poesiepäckchen, Pflanzenmeditationen und als Wildniswagen-Karten.
NATURPOESIE-PÄCKCHEN
Naturpoesie-Päckchen entstehen bei mir täglich. Es gibt sie als ausgewählte elektronische Kostprobe, und es gibt sie in Bälde als Druckwerk. Sie sind Sinnesfutter, Achtsamkeitsübung, philosophisches Tasten. Kleine Begleiter, die Freude machen.



«HAMAMELIS // farbenprächtige Drachen / lodern in gichtkalter Zeit / tragen Gold ins schmächtige Licht / reißen ihre Fastnachtsrachen / auf, speien Zaubernüsse / Samenzeugen, geballte Feuer / ladung aus lohenden Tagen.»
«KONZERT // An einem Sonntag im August / im Orchestergraben rechts / vom Weg brummen Fliegen / in den wilden Möhrn in Moll / im linken Flügel viel / Hummelsummen im Klee / dazu Käferknisterknacken / im Weizenkorn wie klitze / kleines Schlagzeugspiel und dann / beim Beifallklatschen dem Lied / vom Feld schnellt aus dem Publikum / in lautlosen Sprüngen ein Reh.»
«FROSTKOMPOSITION // Bussarde kreisen am Himmel, pfeifen / Töne fallen auf den Acker und rollen / durch die starren Furchen der Felder / hin zum eisig schweigenden Teich. / Ihm entronnen der Bach trägt sie weiter / zwischen gefrorene Spitzenborte, dort / im seichten Wasser gespiegelt / scheinen klingende Schatten zu reisen. / Leiser Nachhall, dann sind sie fort.»



PFLANZENMEDITATIONEN
Die poetischen Portraits wachsen im Laufe des Jahres und verändern sich im Laufe der Jahre. Sie entstehen draußen in der Natur beim Sitzen, Knien, Stehen, Liegen, beim - Sein - mit Pflanzen.
«SCHNEEGLÖCKCHEN // Da kann der Schnee eine Decke machen / die Schnee-Gleichen läuten und lachen, / recken Blätter Lanzen ins Licht / Gesicht versteckt, dem Himmel den Nacken gezeigt / (wo mögliche Wolken Entladungen warten) / geneigten Kopfes nicken sie: doch / der Frühling kommt schon noch / bis dahin behaupten sie sich / wie Milch, meint Linné, / und Glitzerschnee: Galanthus nivalis / tauen ins Eis ringsum ein Loch…»
«BRENNNESSEL // Grüner Drache / auf steigt dein Leib, fauchst du? / Tauchst ab kurz vorm Flug / zum Schwungholn vorm Sprung. / Vorwärts! Kopf hoch! / ruft deine junge, hellgrüne, spitze / Schnauze am Ende der Welle. / Bist überhaupt nicht abgehoben, / bleibst als Krafttier geerdet hier: Pflanze. // Unter der Erde / treiben Wurzel-Lindwurmstränge / im Dunkeln dein Drängen im Raum voran, / dass ein Heer von Drachen aufsteigen kann. //…// Auch der Stängel widersteht borstig, / Lanzen gereckt – Eisenmeister / schießt Energie ein, geballte Ladung / denen, die achtlos entlang / träumen, dich streifen: Au! / Zucken und weg! / Und Weh! – Und Heh! / Lebenswille erwacht, Wächter Drache / verscheuchst gedankenloses Schweifen…»
«BALDRIAN // Ich dachte, ich kenn dich. Mitnichten / erinnert deine luftige Dufterscheinung / an den Kindheitsalten Herrn F. aus D., der mir / Baldrian olfaktorisch ins Gedächtnis schnitt, / der in düstern Pantoffeln den Tag durchschliff / und meinen kindlichen Überschall schalt: / zu laut! zu zerrüttend die Nerven! / Dieses Gedämpfte, diese Dämpfe (niemals Duft!) / die der alte Herr ständig um sich verteilte, als hinge / die inkontinente Tropflasche Baldrian um seinen Hals. / Woher nur kommt dieses Trübe? Versumpfte? / Baldrian!? Aus deinem Wurzelbart? / Ich nehme die fröhliche Dolde zur Nase / den luftigen Schub die Freude die himmlische / aufrechte Zartheit, das Beflügeln der Blätter und schließe: / dem Greis tat‘s wohl not, so wie er aus jeder Pore / dunklen Unmut gegen junges Leben schied, wie / Herr Griesgram Jubel, Freude, Euphorie mied….»








WILDNISWAGEN-KARTEN
«Mehr Wildnis wagen» rief das Literaturhaus Thurgau. Nach der Lesung im Sommer 2025 leben meine Texte mit Foto weiter als WILDNISWAGEN-Karten. Acht Kartenmotive, A5.
«Ein Klettergerüst döst schattenlos heiß. Bäume liegen gehäckselt am Boden. Totenstille in diesem bis zur Verwaisung gepflegten Außen-Raum. Wo sind die Kinder mit Harz an den Händen, Zweigbröseln im Haar, Laub im Kragen, mit an der Rinde aufgeschürften Knien, die, sitzend auf einem selbst erklommnen Ast, verschwitzt und atemlos die Weite der Welt sehn. Die auf der Schulter eine unsichtbare Eule und eine andre Weltanschauung in sich tragen. Wie mit Nachwuchs Wildnis wagen?»
Aus: «Mehr Wildnis wagen.»
«…am Ufer, im Split neben Trittplatten, / schlafen Halme im Staub, nistet Laub vom Vorjahr. / Am Rand, wo das Wasser mit dem Land spielt, / wo Wellen unablässig lecken, steht zum Schutz / stramm, ins Nass gerammt ein Buhnenholz-Band. / Stamm an Stamm ein Wall gefällter, zurechtgestutzter / Bäume, versteinert fast, ergraut. / Während abseits ein Artverwandter, / in Ruhe – gelassen – modert. / Wildnis wagt. …»
Aus: «Mehr Wildnis wagen.»
«Abbiegen bei einem Wegrandbeet, in dem vor einer Wellblechwand eine Föhre in der Hitze flimmert. Und direkt vor die Föhre, hinein in diesen einfältigen Garten, einen Pflanztopf gestellt. Auf die Erde. Eine Schale bestückt mit dürstenden Wesen, deren Köpfe hängen wie kränkliche Fragezeichen. Wozu, Mensch, brauchst du den doppelten Boden? Wann hast du das Vertrauen verloren in den irdischen Mutterschoß, in den großen Gärtner?»
Aus: «Mehr Wildnis wagen.»
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info@angelahohlfeldt.com